Die Redakteure der Fürstenfeldbrucker SZ nehmen allwöchentlich ihr Recht wahr, ihre persönliche Meinung zu Vorgängen im Landkreis zu verbreiten. Dies mag nicht immer schmecken, ist aber wichtiger Bestandteil eines demokratischen Gemeinwesens. Nicht hinnehmbar wird es aber, wenn ein Redakteur nicht mehr nur kommentiert, sondern Vorverurteilungen vornimmt und Grundregeln demokratischer Diskussionskultur verletzt. So geschehen in den Kommentaren von Herrn Krause zu der Diskussion um eine Schulbenennung in Gröbenzell.
Es seien zunächst zwei Dinge klargestellt. Zum einen: Die nationalsozialistische Terrorherrschaft war eine Diktatur und in ihren Verbrechen einzigartig. Die SPD, ihre Mandatsträger und Mitglieder wurden von den Nationalsozialisten persönlich und grausam verfolgt. In der Bewertung der Frage, ob eine NSDAP- Mitgliedschaft die heutige Ehrung einer Person wie Bernhard Rößner ausschließt, gibt es jedoch kein schwarz oder weiß, kein einfaches ja oder nein, sondern viele Grautöne und das Gebot der Abwägung. Die NSDAP- Mitgliedschaft kann für sich alleine kein Ausschlusskriterium sein. Es müssen die äußeren Umstände wie der Zeitpunkt, die Ursachen, die Beweggründe für das Eintreten in die NSDAP sowie das Auftreten bzw. Verhalten während der Mitgliedschaft berücksichtigt werden. Dies ist der Standpunkt der Geschichtswissenschaft und gilt auch für Bernhard Rößner. Es gab nicht nur in Gröbenzell Mitglieder der NSDAP, die sich nach 1945 in den demokratischen Parteien engagiert haben. Sie alle sind aus unterschiedlichen Beweggründen in die NSDAP eingetreten, einige von ihnen haben sich in der Nachkriegszeit aber um den Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung äußerst verdient gemacht.
Zum anderen gilt: Wer sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat, taugt nicht als Namensgeber für öffentliche Einrichtungen wie eine Schule.
Die bekannte Faktenlage zu Bernhard Rößner besagt: Er arbeitete von 1929 bis 1933 für die SPD im Olchinger Gemeinderat, er konnte diese Tätigkeit für die SPD nach der sog. Machtergreifung Hitlers nicht mehr fortsetzen. Die SZ selbst berichtet sogar, dass Rößner aufgrund seiner SPD- Mitgliedschaft aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurde und dort seinen Arbeitsplatz verlor. Nach der Recherche der SZ trat er aus bisher ungeklärten Gründen 1940 der NSDAP bei, aus der er aber nach eigenen Angaben im Entnazifizierungsverfahren bereits 1941 wieder austrat. Nach dem Krieg engagierte er sich nicht nur in der SPD, sondern auch im VdK und vor allem für den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens. Er war darüber hinaus einer der Initiatoren und der erste demokratische Bürgermeister der eigenständigen Gemeinde Gröbenzell. Von einer Betätigung Rößners für die NSDAP über die bloße Mitgliedschaft in der Partei und seiner Organisation hinaus ist kein Beleg vorhanden.
Es steht nun jedem frei darüber zu urteilen, ob nach der Person Bernhard Rößner Straßen, Plätze oder auch Schulen benannt werden können. Wie vor Gericht gilt aber auch für Bernhard Rößner: Ein endgültiges Urteil kann erst gesprochen werden, wenn alle Fakten offengelegt sind und bewertet werden können. Die SPD befürwortet deshalb seit langem eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Gröbenzeller NS- Geschichte, in der auch die Vergangenheit Bernhard Rößners untersucht werden kann. Vor Abschluss dieser Aufarbeitung sollten sich aber sowohl manche Partei im Gröbenzeller Gemeinderat wie auch die Fürstenfeldbrucker SZ vor überstürzten Vorverurteilungen hüten.
Für die SPD- Fraktion
Michael Schrodi
Fraktionsvorsitzender
05.12.2010